Über das eigene Erleben

Während meiner Praktikumszeit stand ich vor der Herausforderung mit jungen Menschen zu kommunizieren, die mich zum einen gar nicht oder nur schlecht verstehen konnten. Dies war zunächst eine große Umstellung, denn als ich dort zum ersten Mal ankam, verwendete jeder die Gebärdensprache. Ich wusste gar nicht, wie ich dazugehören konnte, da ich die Gebärdensprache ja gar nicht beherrsche. Zum ersten Mal fühlte ich mich fehl am Platz und war verzweifelt. Ich wusste nicht, was auf mich in den kommenden Tagen zukommen wird und ob ich mich überhaupt mit den anderen verständigen kann.

Jedoch stellte sich bald heraus, dass das Kommunizieren mit den schwerhörigen und gehörlosen Jugendlichen gar nicht so schwer war. Auch wenn ich nicht die Gebärdensprache beherrschte, konnten sie mich verstehen. Zum Beispiel war die Kommunikation mit Hilfe von einfachen Handzeichen möglich. Als ich mich verständigen wollte, habe ich die Wörter mitgesprochen, da die Gehörlosen auch oft von den Lippen lesen können. Diese Methode hatte ich zuvor nur in einem Buch kennengelernt. Umso mehr hat mich dieses Können in der Realität beeindruckt.

Es scheint für Menschen mit normalen Gehör, wie mir, beinahe unmöglich sein sich ohne die verbale Sprache auszudrücken. Dabei verwenden wir in unserem Alltag auch oft Zeichensprache unbewusst während wir reden. Deswegen finde ich es sehr beeindruckend, wie das menschliche Gehirn es hingekommen hat bzw. sich so angepasst hat, dass auch Wörter aus Hand- und Lippenbewegungen wahrgenommen bzw. verstanden werden können.

Um die jugendlichen zu verstehen, musste ich jedoch genauer hinhören, da diese viele Wörter nicht deutlich genug aussprechen konnten. Als ich bei einem Sprechtest von einem der Jugendlichen dabei war, fiel mir dies besonders auf. Die Aussprache von bestimmten Wörtern war für ihn sehr schwer. Dazu gehörten vor allem kurzsilbige Wörter, welche er wiedergeben musste.

Weiterführend wurde mir auch das Erlernen der Aussprache erklärt. Dabei wurde jedoch gesagt, dass dies den gehörlosen Menschen oftmals keinen Spaß machen würde. Das kann ich auch komplett nachvollziehen. Würde mir jemand vorschreiben, wie ich das R zu rollen habe und wie hoch und tief ich den Laut aussprechen solle, würde ich den Spaß an der Aussprache von Wörtern auch verlieren.

Es fiel mir immer mehr auf, wie gut ich es eigentlich habe. Ich bin in der Lage gut zu hören und habe auch keine weiteren Probleme im Leben, was bei vielen der Jugendlichen oftmals auch dazu kam. Natürlich habe ich versucht bei manchen Problemen zu helfen, so hatte ich einem Mädchen beispielsweise Mathe Nachhilfe gegeben.

Während meiner Praktikumszeit kam ich jedoch auch an meine körperlichen Grenzen. Neben dem pädagogischen Teil des Projektes, war auch der gastronomische Teil und dort half ich auch mit. Nach mehreren Stunden war ich schon erschöpft und ich empfand die Schule im Vergleich zu der körperlichen Arbeit deutlich entspannter. Mit dieser Erkenntnis hab eich zunächst gar nicht gerechnet, bis mich eine Frau im Café iZi darauf angesprochen hatte. Sie hatte mir gesagt, dass man sich im Leben für zwei Arten von Anstrengungen entscheiden müsste. Die geistliche und die körperliche Anstrengung. Für jedem das Seine.

Insgesamt war ich das Praktikum sehr erkenntnisreich. Ich habe viele neue Erfahrungen gemacht, die ich in mein zukünftiges Leben mitnehmen kann.